Unsere Rubrik #heimspiel geht in die nächste Runde: Diesmal haben wir unsere Nummer “18” Sebastian Mai und seinen Vater, RW-Mannschaftsarzt Rüdiger Mai, in Versmold – natürlich mit Abstand – getroffen.
Rechtsaußen, Rechtsfuß und seit gut einem Jahr auch noch Student der Rechtswissenschaften, was andere mit links machen, macht der 20-Jährige Sebastian Mai mit rechts. “Zu seinen Stärken gehören Disziplin und Ehrgeiz. Damit hat er sich Vieles erarbeitet”, erklärt Papa Mai im Gespräch. Da passt es ins Bild, dass der Versmolder sich – zumindest vorerst – nicht ausschließlich auf den Fußball konzentrieren will – “ich glaube, das wäre mir zu langweilig – sondern Jura-Studium und die Fußball-Karriere derzeit die gleiche Priorität besitzen. Dabei kommt ihm die Corona-Pandemie sogar entgegen, das macht es ihm etwas leichter, den Fußball und das Studium unter einen Hut zu bringen. Denn seit seinem Studiumbeginn im April 2020 finden die Vorlesungen ausschließlich online statt und die Fahrten nach Münster entfallen. “Ich war bisher nur einmal für eine Klausur in der Uni und ein paar Male in der Bibliothek, wenn ich eine Hausarbeit schreiben musste. Ich kenne es nur so”, erklärt Sebastian Mai.
Nach Ahlen sind es hin und zurück 90 Kilometer, die Sebastian gerne in Kauf nimmt. Auch das kennt er seit vielen Jahren nicht anders. Angefangen ist er im Alter von vier Jahren bei der SG Oesterweg in einem Stadtteil von Versmold. Mit zwölf wechselte er zum SC Wiedenbrück, bevor ihn Ahlens ehemaliger A-Jugend-Trainer Marcel Stöppel im Sommer 2018 nach Ahlen lotste. Seinen ersten Einsatz bei den Senioren hatte er vor fast genau zwei Jahren am 22. April 2019, als er in der Oberliga-Partie gegen Westfalia Herne sein Debüt feierte. Ahlens ehemaliger Trainer Christian Britscho schenkte ihm damals das Vertrauen. Britscho war es auch, der Sebastians Vater, Rüdiger Mai, ein paar Monate später, zum 1. Dezember 2019, als Mannschaftsarzt verpflichtete. Kein neuer Job für den Orthopäden mit eigener Praxis in Versmold. In den 90er-Jahren betreute er die Handballer der Spielvereinigung Versmold, derzeit ist er noch für die Sportfreunde Loxen als Mannschaftsarzt tätig. Zudem kommen auch viele Sportler in die Praxis von Rüdiger Mai. “Das ist der Bereich meiner Arbeit, der mir am meisten Spaß macht”, erklärt der Orthopäde. Voraussetzung für den Einsatz in Ahlen war das Okay seines Sohnes Sebastian, der sich anfänglich erst an die neue Funktion seines Vaters gewöhnen musste. Inzwischen ist die Situation für beide Normalität, dennoch bleibt es für Papa Mai etwas Besonderes, wenn er seinen Sohn auf dem Spielfeld behandeln muss: “Zum Glück war dies in dieser Saison bisher nur zwei Mal der Fall und beide Male war es nichts Schlimmes”, sagt Rüdiger Mai. Vor der Corona-Pandemie war die gesamte Familie Mai, inklusive Mama Maike und Sohn Maximilian, regelmäßig bei den Spielen, um Sebastian vor Ort anzufeuern. Als Mannschaftsarzt kann Rüdiger Mai die derzeitlichen “Geisterspiele” weiter live und vor Ort verfolgen: “Das ist natürlich ein unschätzbarer Vorteil.”
Rüdiger Mai hat Fußball, Tennis und Golf gespielt und hatte immer eine Leidenschaft für den Sport. Die hat der Sohnemann also vom Papa und hat in der Jugend neben Fuball und Tennis noch Handball gespielt. “Irgendwann musste ich mich entscheiden, weil es zuviel wurde”, sagt Sebastian, “erfolgreich war ich in allen Sportarten”. Tennis spielt er auch heute noch – in der Freizeit mit seinen Freunden oder mit seinem ehemaligen A-Jugend-Trainer Marcel Stöppel. Mit sechs Saisontoren ist Sebastian Ahlens bester Torschütze, dabei wollte er als Kind viel lieber ins Tor: “Mein Vorbild war Manuel Neuer. Ich bin immer in seinen Klamotten rumgelaufen. Auf dem Bolzplatz und in der Schule war ich dann auch immer der, der ins Tor gegangen bin. Aber in der Mannschaft später war ich fürs Tor zu klein.”
Während er die Leidenschaft für den Sport vom Papa geerbt hat, wollte Sebastian seinem Vater beruflich nicht nachfolgen: “Über Medizin habe ich keine Sekunde nachgedacht. Neben Jura hat mich auch Sportökonomie interessiert, aber bisher passt Jura ganz gut für mich”, so der 20-Jährige. Dass ihm keiner seiner beiden Söhne nachfolgt – Sohn Maximilian studiert Garten- und Landschaftsbau – ist für Rüdiger Mai kein Problem: “Für meinen Beruf braucht man schon viel Herzblut. Mir ist wichtig, dass die beiden etwas machen, wo sie voll hinterstehen.” Bei Sebastian sind das zurzeit der Fußball und die Rechtswissenschaft. Sollte es weiter so gut laufen, könnte sich der Versmolder auch vorstellen, sich für ein bis zwei Jahre noch einmal komplett auf den Fußball zu konzentrieren. “Ich versuche mich weiterzuentwickeln und das, was kommt, mitzunehmen”, sagt Sebastian Mai. “Wenn sich Türen für mich öffnen, schaue ich mir das an und überlege mir den nächsten Schritt gut, so der Regionalliga-Spieler und Jura-Student weiter. Recht so!