Am 22. Mai 2005, auf den Tag genau also vor zehn Jahren, fand das vielleicht größte Spiel in der Ahlener Geschichte statt. 2. Bundesliga, 34. Spieltag. Der Spielplan bescherte uns ein Auswärtsspiel beim TSV 1860 München. Ahlen ging auf dem 15. Tabellenplatz, damals der erste direkte Abstiegsplatz, in dieses letzte Saisonspiel. Die Löwen aus München empfingen unsals Tabellenvierter mit einem Punkt Rückstand auf Eintracht Frankfurt und dem Aufstiegsplatz zur Bundesliga. Rund 1.000 Ahlener Fans fanden sich an diesem 22. Mai in der bayerischen Landeshauptstadt ein. Es war zugleich auch das letzte Spiel für 1860 im alten Stadion an der Grünwalder Straße. Anschließend zog der Verein in die Allianz-Arena. Zum Abschied der traditionsreichen Heimspielstätte war das Stadion selbstverständlich mit 21.300 Zuschauern ausverkauft.
Auf allen Seiten war schon lange vor dem Anstoß ein kribbeln, viel Brisanz und die große Anspannung zu spüren. Während des Aufwärmens wurde jeder Ahlener Spieler mit Sprechchören gefeiert. Im gesamten Stadionrund bestimmte die Endspielstimmung spürbar das Geschehen. Peter Gagelmann eröffnete pünktlich um 15 Uhr das Spiel, in dem es nur einen Sieger geben würde. 1860 München musste gewinnen um in die Bundesliga aufsteigen zu können. Ahlen musste gewinnen um in der 2. Liga zu bleiben. Die Gastgeber hatten zuvor in der gesamten Rückrunde nicht ein einziges Spiel verloren. Die letzte Niederlage kassierten die 60er im letzten Spiel der Hinrunde im Wersestadion.
Schon in der 12. Minute gingen die Hausherren durch Marcel Schäfer in Führung und waren zu diesem Zeitpunkt aufgestiegen. Das Stadion bebte. Doch schon in der 24. Minute gelang Sladan Asanin per Kopfball der 1:1-Ausgleich. Keine 60 Sekunden nach dem Treffer kam Babacar N`Diaye an den Ball, zog aus 18 Metern ab und brachte uns mit 2:1 in Führung. In diesem Augenblick war Ahlen wieder gerettet, doch noch vor der Halbzeit schlugen die Münchner wieder zurück. Rémo Meyer mit dem 2:2 nach einer halben Stunde. Wieder nur zwei Minuten später, Strafstoß für Ahlen. Stanko Svitlica tritt an, doch Löwen-Keeper Timo Ochs hält. Ein offener Schlagabtausch, eine mitreißende Partie und eine unbeschreibliche Dramatik.
In der zweiten Hälfte brachte Sladan Asanin uns erneut in Führung (57.) und wieder hielt der Vorsprung nicht lange, diesmal ganze zehn Minuten, ehe Jiayi Shao zum 3:3 für München traf. Der nächste Treffer konnte die Entscheidung bringen und dann war es Christian Mikolajczak, der nach Vorlage von N`Diaye aus 20 Metern trocken abzog und sah, wie der Ball im langen Eck einschlug. Es war die 71. Minute in München-Giesing. Ahlen trennten ab jetzt noch 20 Minuten bis zum Wunder, während der Aufstieg für die Sechzger in weite Ferne rückte. Dennoch rollten weitere Angriffswellen auf das Tor von Sebastian Völzow zu. Für jeden Ahlener im Stadion waren es wohl die längsten 20 Minuten, die man sich als Fan vorstellen kann.
Die Nachspielzeit lief, jeder Ball wurde kompromisslos aus dem Strafraum geschlagen und dann war es geschafft und Ahlen bestand in der “Höhle der Löwen“. 4:3-Sieg und grenzenloser Jubel über den magischen Klassenerhalt, während 1860 die geliebte Heimat Grünwalder mit Tränen verließ. Tränen flossen auch im Gästeblock, doch es waren allesamt Tränen des Glücks. Das Wunder von München war perfekt und der 22. Mai 2005 wird jedem, der dabei war, auf ewig in Erinnerung bleiben.